L P D – Während sich die meisten Frauen am 14. Februar über besondere Aufmerksamkeiten wie Blumen oder Pralinen freuen, möchte der Protagonist des darauffolgenden Ehrentages am liebsten durchgehend in Ruhe gelassen werden: Am 15.
Februar ist der Tag des Regenwurms (Lumbricus terrestris). „Das ist einer unserer wichtigsten Mitarbeiter“, sagt Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. Der Landwirt aus dem Landkreis Verden tut dem kleinen Erdbewohner daher gerne den Gefallen und hat seine Bodenbearbeitung auf das Nötigste reduziert. „Unsere Tochter ist auf die Idee mit der regenerativen Landwirtschaft gekommen und das Bodenleben honoriert unsere Arbeit“, resümiert Ehlers. Gerade der leichte Sandboden rund um Verden werde dadurch gleichzeitig zusammengehalten, belüftet und gelockert. „Die Regenwürmer verdauen die Ernterückstände sowie den Festmist aus unseren Schweineställen und sorgen mit ihren Gängen dafür, dass Starkregen gut versickert“, lautet die Erfahrung des Landwirts.
Auch wenn der Regenwurm nur ein Teil des gesamten Bodenlebens aus Bakterien, Pilzen und anderen Tieren sei, so könne man ihn durch seine Größe doch besonders gut sehen und zählen. „Wir sind immer wieder begeistert, wie viele Regenwürmer sich dort kringeln, wenn wir einen Spatenstich Erde an die Luft holen“, berichtet Ehlers. Dies zeigt er auch gerne, wenn eine Besuchergruppe seinen Hof als einen von deutschlandweit 100 Leitbetrieben Pflanzenbau des Bundesministeriums für Landwirtschaft besichtigt. Mit den Besucherinnen und Besuchern diskutiert er auch gern den Einsatz des umstrittenen Herbizids Glyphosat. „Die Förderung der Biodiversität ist ein Argument für seinen Einsatz – nicht ständig, aber es ist wichtig, das Mittel als eine Möglichkeit in der Hinterhand zu haben“, erläutert Ehlers.
Mit dem Regenwurm beschäftigen sich auch die Teilnehmer der Humus-Club-Treffen des Projekts HumusKlimaNetz, an denen Carsten-Wilhelm und Bettina Drewes aus Hermannsburg regelmäßig teilnehmen. Im April findet auf ihrem Hof eine eintägige Bodenschulung im Rahmen des Projektes statt. Das Zählen der Regenwürmer auf einem Acker vor Ort ist dabei fest eingeplant. „Die Tiere sind ein Indikator für einen guten Boden und helfen dabei, Humus aufzubauen, weil sie organische Masse in Erde verwandeln können“, hebt Drewes hervor. Seit 2012 bearbeitet er seine Böden daher komplett ohne Pflug. „Die Regenwurm-Aktivität und der Humusgehalt sind seitdem gestiegen“, ist er sich sicher. Spannend sei nun, ob diese Annahme durch das Projekt wissenschaftlich bestätigt wird.
„Auf unserem leichten Sandboden ist es schwieriger Humus aufzubauen, als auf den schwereren Böden“, sagt Drewes. Sein Projektteil befasst sich mit dem Humusaufbau durch den Ersatz der Zuckerrübe in der Fruchtfolge durch Körnermais. „Die Zuckerrübe ist ein Humuszehrer, und der Körnermais baut am besten Humus auf“, erklärt der Landwirt. Zudem soll untersucht werden, wie sich die Beregnung auf den Humusgehalt des Bodens auswirkt. „Im ersten Projektjahr 2024 hat es nun viel geregnet, aber das Projekt soll mindestens bis Ende 2027 laufen“, blickt Drewes optimistisch auf die wissenschaftliche Begleitung seiner Arbeit. Bei einer Sache ist er sich aber sicher: „Wir müssen die Regenwürmer füttern – und zwar mit organischer Masse wie Gülle, Mist oder Kompost, und nicht mit Pralinen.“
Die Gesamtkoordination des Projekts HumusKlimaNetz teilen sich der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V, (BÖLW) und der Deutsche Bauernverband e.V. (DBV). Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Thünen-Institut mit seiner Stabstelle Klima, Boden, Biodiversität sowie seinen Instituten für Agrarklimaschutz und Betriebswirtschaft. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert und läuft zunächst bis zum 31. Dezember 2027. (LPD 13/2025)
Redakteurin
Wiebke Molsen
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